Mehr Demokratie wagen – zum 50. Jahrestages des Warschauer Kniefalls

Egal wo man politisch steht, jeder würde Willy Brandt als einen der bedeutensten deutsche Politiker sehen.

„Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ So umriss Bundeskanzler Willy Brandt vor 50 Jahren sein politisches Programm. Er prägte damit den Zeitgeist der damaligen Bundesrepublik. Seine großen Worte haben nichts von ihrer grundlegenden Bedeutung eingebüßt.

Als weit provozierender empfand die CDU/CSU-Opposition seinen Appell „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden – im Inneren und nach außen!“ Erst im Nachhinein wurde die Ankündigung, mehr Demokratie „wagen“ zu wollen, zu einem der bekanntesten Politiker-Zitate und zur Chiffre für die Reformen, die Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre Westdeutschland verändern sollten.

In der ersten großen Gesamtdarstellung der bundesdeutschen Geschichte bezeichnete der Politikwissenschaftler Wolfgang Jäger im Jahr 1986 Brandts Rede als ein „Manifest des Neubeginns“ und als die bis dahin „hochfliegendste Regierungserklärung“ eines Kanzlers. Sein Konzept sei „ein Gegenentwurf zum christdemokratischen Politikverständnis“ gewesen und habe in einem „zuweilen pathetischen Bekenntnis zur Demokratisierung von Staat und Gesellschaft“ gegipfelt, urteilte ebenso der Zeithistoriker Edgar Wolfrum in seinem 2006 erschienenen Buch „Die geglückte Demokratie“.

Aus Anlass des 50. Jahrestages des Warschauer Kniefalls am 7.12.1970 hat die Bibliothek dazu den Schaukasten gegenüber der Pforte bestückt. Herzliche Einladung, sich dort zu informieren.

Für das Bibliotheksteam

Rosemarie Nöhre