Eine ausgezeichnete Facharbeit
Es gibt schulische Arbeiten, die nachwirken. Dazu können die Facharbeiten gehören, die die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe zu einem frei gewählten Thema in einem ihrer Klausurfächer anfertigen. Luis Wehres aus dem Abiturjahrgang der Marienschule Opladen hat im vergangenen Schuljahr eine solche Facharbeit im Leistungskurs Geschichte verfasst und für seine besondere Leistung jetzt einen Preis erhalten.
Er hat sich ein jüdisches Familienschicksal während des Nationalsozialismus zum Thema gemacht. Im Zentrum seiner Arbeit steht der aus Wuppertal stammende Alfred Inow (1922-1998) mit seiner Familie. Unterstützung für seine Recherche fand Luis in der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal, deren Trägerverein sein Ergebnis nun mit dem ersten Preis prämiert hat. Am 1. Dezember 2024 erhielt er diese Ehrung aus den Händen des Vereinsvorsitzenden, Pastoralreferent Dr. Werner Kleine, und der zweiten Vorsitzenden Susanne Kapp, die auch die Laudatio hielt.
Das Anliegen des Trägervereins „die Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung [...], insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, wachzuhalten und das geschichtliche Verständnis zu fördern“, hat Luis ganz ohne Zweifel gefördert. So hat er allgemein-, lokal- und familiengeschichtliche Informationen aufbereitet und zueinander in Beziehung gesetzt.Zu diesem Zweck hat er z.B. gesetzliche Maßnahmen der Nationalsozialisten und besonders die Reichspogromnacht mit ihren Auswirkungen in Wuppertal beleuchtet und sodann deren Auswirkungen auf das Schicksal des damals jugendlichen Alfred Inow in den Vordergrund gerückt. Dieser wurde zunächst ins KZ Dachau verbracht, dann aber doch entlassen und konnte, anders als seine Eltern und viele seiner Verwandten, mit einem Kindertransport nach England dem Holocaust entkommen.
Die Laudatorin würdigte besonders als „Hauptanliegen der Arbeit, den Gemütszustand und die Emotionen der Familienmitglieder zu verdeutlichen, um uns heute einen Zugang zum Schicksal der jüdischen Familien damals zu verschaffen. Das ist Ihnen unserer Ansicht nach sehr gut gelungen“, lobte Susanne Kapp. Denn die Lebenswirklichkeit dieser jüdischen Familie werde geschickt mit den historischen Ereignissen verknüpft und lasse die emotionale Belastung der Beteiligten deutlich erkennen. Luis hat dabei auch Briefmaterial aus der Familie verwenden können, das einen ganz unmittelbaren Einblick liefert. Seine Darstellung hat er teilweise in erzählender Form aufbereitet, andererseits aber auch mit vielfältigem Material belegt, wie ein umfangreicher wissenschaftlicher Apparat unter Beweis stellt, sodass ihm bei der Preisverleihung auch bescheinigt wurde, dass diese schulische Leistung bereits wissenschaftlichen Standards entspreche.
Die Facharbeit zeigt in Art und Umfang nicht nur die Begeisterung des Verfassers für den gewählten Gegenstand, sondern sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zu unserer Gedenkkultur. Die Schulgemeinschaft der Marienschule freut sich mit Luis über die verdiente Ehrung und gratuliert herzlich.
Carsten Pick